Jedes Jahr erscheinen in Deutschland um die 80 000 neue Bücher.
Da kann man natürlich schon mal Tausende von Kochbüchern,
Bastelanleitungen, Gesetzessammlungen und Reiseführern abziehen,
aber es bleibt doch gerade im belletristischen Bereich noch sehr viel.
Zu viel? Wer will das entscheiden. Es sieht jedenfalls so aus, daß
die überwiegende Zahl der großen Verlage ein paar Selbstläufer
hat und ansonsten einfach Titel ablaicht: Eine oder zwei oder drei der
Neuveröffentlichungen werden schon gut besprochen werden, Presse
kriegen, im Fernsehen hochgehalten werden und dann doch einschlagen.
Hin und wieder hat man fast den Eindruck, als würde der Erfolgstitel
im Programm zwischen zwei Nieten gepackt, damit er um so heller glänzt.
Kontrast-Publishing? Ist mir eigentlich ja wurscht. Nicht mehr wurscht
ist es mir dann, wenn der Novitätenwahn Autoren unter sich begräbt,
die mir persönlich am Herzen liegen. Da möchte man doch hin
und wieder mit der Axt dreinschlagen. Aber dafür gibt es ja diesen
Verlag: Hier soll ein kleines, bescheidenes Literaturasyl entstehen,
in dem Bücher ihre eigene Zeitlosigkeit zelebrieren dürfen.
Was hier verlegt wird, wird, wenn irgendwie möglich, lieferbar
gehalten. Kartaus ist das Heim für die verstoßene Größe
von gestern, die keinen Schimmel angesetzt hat, sondern höchstens
etwas Patina. Maßstab dafür ist mein persönlicher Geschmack.
Das ist autokratisch und überheblich, aber bei einem kleinen Verein
wie diesem nicht weiter schlimm. Man will ja Freude an der Sache haben.
Das Entdecken von Autoren überlasse ich einstweilen noch den anderen.
Der Streit um diese Art von Lorbeer ist mir zu mühsam (und, natürlich,
bei der Dimension und Bekanntheit dieses Verlages ohnehin nahezu unmöglich),
ich will hin und wieder ein Gänseblümchen pflücken, und
das langt dann auch. Und: Ich will nie, nie, nie ein Buch machen, nur
damit ein Buch rauskommt.